Tiergestützte Kurzzeittherapie
Familienwoche für Special-Kids
Die tiergestützte Intervention im Rahmen unserer Familienwoche geht immer vom Wunsch oder von der Sehnsucht des Kindes nach dem Kontakt zum Tier und nach gemeinsamen Aktivitäten aus. Das Kind darf dabei selbst wählen, mit welchem Tier oder welchen Tieren es in der Therapiewoche zusammen sein möchte – vom Meerschweinchen über den Hund bis zur Kuh bietet das Institut eine große Vielfalt an Tierarten. Außerdem darf es sich während der Therapie mit Tieren auch Aktivitäten wünschen und äußern, was es mit dem Tier zusammen unternehmen möchte – reiten, füttern, spielen, streicheln, beobachten, …
Ablauf
Am ersten Tag der Tiergestützten Therapie erhalten die Familien die Möglichkeit, die Tiere und das Team des Instituts für soziales Lernen mit Tieren, die anderen Familien, das Therapiegelände und die Ferienwohnung kennen zu lernen.
An den folgenden Tagen findet vormittags pro Kind eine 45-minütige Therapieeinheit mit den Tieren auf dem Gelände des Instituts statt. Die Auswahl des Therapietieres hängt hierbei vom Behinderungsbild, Charakter, Interesse und Wunsch des Kindes ab. Während dieser Therapieeinheit steht den Eltern ein Mitglied des Teams zur Verfügung, welches bei auftauchenden Fragen weiterhelfen kann. Die Geschwisterkinder werden parallel auf dem Gelände betreut und können auf Wunsch ebenfalls Kontakt zu den Tieren aufnehmen.
Der Nachmittag steht den Familien zur freien Verfügung, wobei das Team des Instituts eine zweistündige Kinderbetreuung anbietet. Hier werden verschiedene, teils tiergestützte Aktivitäten durchgeführt. Das Angebot richtet sich an alle teilnehmenden Kinder. Die Inanspruchnahme der Kinderbetreuung bleibt freie Entscheidung der Familien. Die Eltern können währenddessen bei ihren Kindern sein oder die Zeit selbst gestalten (z.B. Austausch untereinander). Das Team gibt den Familien während der Kurzzeittherapie auch gerne Tipps zu Freizeitangeboten in Hannover und der Wedemark.
Nachmittags und ggf. auch abends steht das Therapeutenteam den Familien täglich für intensive Gespräche zur Verfügung. Die Therapieeinheiten der Kinder mit den Tieren werden auf Video aufgenommen und nachmittags sind die Eltern eingeladen, diese gemeinsam mit den TherapeutInnen anzusehen und zu reflektieren. Zusätzlich dienen die Abende zum Austausch mit den anderen Familien.
Nach der Kurzzeittherapie erhalten alle Familien die Film- und Fotodokumentationen der einwöchigen Tiergestützten Therapie ihres Kindes. Gemeinsam mit dem Therapeutenteam wird eventuell nach möglichen Nachsorgeeinrichtungen für das Kind gesucht, welche tiergestützt in der Nähe des Wohnortes der Familien arbeiten.
Für wen ist die Therapie geeignet?
Die Tiergestützte Kurzzeittherapie richtet sich vor allem an Familien mit Kindern und Jugendlichen, die hochgradige Kommunikations- und Kontaktstörungen zeigen und/oder körperliche Einschränkungen aufweisen. Ebenfalls möglich sind auch individuell gestaltete Kurzzeittherapien für Erwachsene mit Handicaps.
Was kann das Kind während der Therapie erfahren?
Während der Tiergestützten Kurzzeittherapie wird das Kind von einer:einem Sozialpädagog:in und/oder einer:einem Ergotherapeut:in begleitet, die Klient:innen zentriert arbeiten. Das Kind kann darauf vertrauen, dass es im Setting mit den Tieren und den Therapeut:innen genau die Person sein darf, die es ist. Es kann erfahren, was für ein starkes emotionales Erleben die Begegnung mit Tieren in ihm auslöst, kann die Kraft verspüren, die aus dem gemeinsamen Tun mit Tieren erwächst. Es kann miterleben und manchmal mitleiden, kann spüren, wann es Verantwortung übernehmen sollte oder einfach die Nähe und Wärme des Kontaktes genießen. Das Kind braucht im Kontakt zu den Tieren nicht nach den Normen unserer leistungsorientierten Gesellschaft zu funktionieren, denen es manchmal nicht entsprechen kann. Vielmehr kann es in eine Welt der Beziehung und der emotionalen Empfindung eintreten, die es nicht nur akzeptiert, sondern mit ihm so interagiert, wie es möchte und kann.
Welche Möglichkeiten bietet die Therapie den Eltern und der Familie?
Am Nachmittag sind die Eltern dazu eingeladen, sich untereinander auszutauschen, ins Gespräch zu kommen und Kontakte zu knüpfen – während dieser Zeit ist dafür gesorgt, dass ihr Kind sowie die Geschwister gut betreut und versorgt werden. Am Abend können sie sich dann Videoaufzeichnungen von der tiergestützten Therapie mit ihrem Kind anschauen. Dies bietet ihnen die Möglichkeit zu erfahren, wie ihr Kind im direkten Kontakt zu verschiedenen Tieren reagiert. Sie können mehr über seine Emotionalität und seine sozialen Interaktionen kennenlernen, vielleicht auch verspüren, was alles auf den tieferen Schichten der Persönlichkeit ihres Kindes existiert. Des Weiteren gibt es für die Familien an jedem Abend die Möglichkeit, mit dem Team des Instituts zu sprechen. Es ist wahrscheinlich, dass für alle Beteiligten Potentiale zur Entwicklung ebenso erkennbar werden wie Begrenzungen des Kindes mit Behinderung, die von seinem sozialen Umfeld aufgefangen werden müssen.
Erfahrungsbericht
„Unser Abenteuer „tiergestützte Therapie in Lindwedel“ begann bereits vor 2 Jahren. Unser Sohn sah im Fernsehen einen kurzen Beitrag über den Therapiehof und fragte, ob er mit seiner Behinderung auch dort hindürfte. Er kam im August 2009 mit Spina bifida auf die Welt. Nach einem netten E-Mailaustausch mit Ingrid Stephan war klar, dass unser Sohn herzlich willkommen sei und es wurde ein Termin für Sommer 2017 vereinbart. Er war voller Vorfreude und bereits Wochen vorher studierte er auf der Internetseite genau die Tiere des Therapiehofs. Schon vor der Anreise stand für ihn fest, dass er den Hund „Hannibal“ als Therapietier haben möchte und er fragte uns Löcher in den Bauch, ob denn wohl sein Wunsch in Erfüllung geht.
Am 16.7.17 war es dann soweit – wir fuhren Richtung Lindwedel. Zuerst steuerten wir unsere Übernachtungsunterkunft (ein schöner Bauernhof) an, welcher uns auf der Internetseite des Instituts für soziales Lernen mit Tieren empfohlen wurde. Unser Sohn konnte kaum die Zeit bis zum Kennenlernen der Menschen und Tiere vor Ort abwarten. Dort angekommen wurden wir sehr herzlich empfangen. Auch unsere große Tochter war voller Spannung. Sie machte sich Gedanken, ob es Kinder in ihrem Alter gibt, wie die Geschwisterbetreuung aussieht….. Als alle eingetroffen waren, stellte sich jeder vor und dann ging es zu den Tieren. Unser Sohn strahlte über beide Ohren und war fortan an Ingrid Stephans Seite um sie mit Fragen zu den Tieren zu löchern. Als dann am Ende auch noch die Hunde dazu kamen, schien sein Glück perfekt. Er suchte sich Hannibal als Therapietier aus, dem wurde zugestimmt und er war glücklich. Auch unsere Tochter hatte schnell Kontakt gefunden und freute sich auf die kommenden Tage und die Arbeit mit den Tieren.
Nun waren wir jeden Morgen um 10:00 Uhr auf dem Hof. Unser Sohn hatte seine Therapieeinheit mit Hannibal – diese Zeit genoss er sehr und auch unsere Tochter wurde mit den verschiedensten Tieren vertraut gemacht und kam mit den netten Mitarbeitern des Hofes ins Plaudern. Wir Eltern durften im gemütlichen Zirkuswagen Platz nehmen und unterhielten uns täglich bei Kaffee und Tee mit Svenja Grün, die gemeinsam mit Ingrid Stephan den Hof leitet. Am Anfang berichteten wir über unsere Situation, Wünsche und Ziele. Ab dem zweiten Tag konnten wir uns von unseren beiden Kindern Bilder und Videos von den Therapieeinheiten ansehen. Das Verhalten und Lernen mit den Tieren wurde ausgewertet, Hinweise gegeben, über Erfahrungen gesprochen. Wir als Eltern empfanden diese eine Stunde als sehr wertvoll – eine Stunde ohne Kind, Verantwortung, Pflege – eine Stunde zuhören, Gedanken ausgetauscht, sich fallen lassen und wissen, dass die Kinder Spaß an ihrem Tun haben und gut aufgehoben sind.
Fast jeden Nachmittag ab 14:00 Uhr kamen wir zum Hof zurück. Wir gingen z.B. zusammen mit den Eseln auf eine Koppel zu den anderen Tieren, wir picknickten, die Kinder ritten auf den Eseln – ein sehr schöner Ausflug. An einem anderen Tag betreuten die Kinder mit den Mitarbeitern die Tiere und wir Eltern lagen in der Sonne, unterhielten uns, genossen die freie Zeit und fühlten uns wohl. Einen Nachmittag nutzen wir um in den nahe gelegenen Serengetipark zu fahren, was ein tolles Familienerlebnis war.
Den letzten Nachmittag verbrachten wir im Winterquartier des Hofes, hier konnten die Kinder ins Heu springen, die Kaffeetafel war liebevoll gedeckt und wir hatten es alle gemütlich. Am darauffolgenden Tag hieß es bereits wieder Abschied nehmen. Aber zuvor zeigten uns die Kinder, was sie in der Woche mit den Tieren erarbeitet hatten. Wie in einer kleinen Zirkusaufführung zeigten sie ihre Darbietung mit Musik und waren sichtlich stolz. Unser Sohn gewann an Selbstsicherheit, er wurde sicherer im Umgang mit Tieren, er erweiterte sein Wissen. Er hatte keine Angst allein mit den Mitarbeitern des Hofes mitzugehen – Zuhause ist es oft ein Problem, wenn er ohne ein enges Familienmitglied irgendwo allein hinsoll. Hier konnte er entspannen, er wurde angenommen wie er ist, keiner stellte Fragen zu seiner Beeinträchtigung, er fühlte sich sicher und geborgen und das gab ihm das Vertrauen ohne Mama und Papa mit den für ihn fremden Personen mitzugehen. Auch lernte er neue Techniken im Umgang mit Hunden, welche er zu Hause mit Leroy (der Hund seines Opas) ausprobieren möchte. Auch unsere Tochter war sehr stolz, den Ziegen etwas Neues beigebracht zu haben. Sie war froh, so nett aufgenommen worden zu sein, obwohl sie „nur“ das Geschwisterkind war. Auch für uns Eltern war es sehr schön zu sehen, dass sie sofort mit einbezogen wurde, dazugehören durfte, obwohl es eine Therapiewoche für ihren behinderten Bruder war. Es ist wichtig, dass die Geschwisterkinder nicht hintenanstehen müssen und auf dem Hof wird dies gelebt! Beide Kids waren nach der Woche sehr entspannt und wir Eltern freuten uns, in glückliche Kinderaugen zu schauen.
Nach den Aufführungen wurde die Therapiewoche bei einem gemeinsamen Mittagessen in einer Gaststätte beendet. Hier tauschte man sich ein letztes Mal aus, die Kinder plauderten fröhlich über die Dinge, die sie erlebt hatten. Eine sehr schöne Woche mit vielen sympathischen Menschen, positiven Erlebnissen und glücklichen Momenten ging zu Ende.
Danke, dass wir bei euch sein durften.“
Wichtiger Hinweis zu Unterkunft & Übernachtungsmöglichkeiten
Die Kosten für die Unterkunft und Verpflegung sind nicht in den Therapiekosten enthalten und werden von den Familien selbst getragen. Es stehen eine Vielzahl von Übernachtungsmöglichkeiten in der Region Wedemark zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns hierzu gerne und wir nennen Ihnen eine Auswahl.